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Der Knabstrupper:
Züchten heisst, zu versuchen ein gutes „Produkt“ auf den Markt bringen zu können, welches auch noch ohne bunt
zu sein, die Menschen in Ah`s und Oh`s ausbrechen lässt. Der Farbzüchter hat deshalb eine doppelte
Verantwortung bei der Anpaarung seiner Stute, denn er muss auf zwei Kriterien achten; nämlich
auf Qualität und Farbe.
Nun zur speziellen Zucht des Knabstruppers.
Hier muss endlich einmal gesagt werden, das der Knabstrupper zu keiner Zeit als barockes Pferd gezüchtet werden sollte und das es keinen!
Barockknabstrupper in Dänischen Mutterzuchtbuch gibt ,
sondern man bemühte sich schon vor Jahrzehnten in Dänemark durch Einzüchtung mit Arabern und Vollblütern ein edleres und leistungsfähigeres Pferd zu züchten.
Wer auch immer erfunden hat,
das der Knabstrupper ausschließlich barock ist , hat sich nie genau mit der Geschichte dieser Zucht
auseinandergesetzt, sondern wahrscheinlich nur seine eigenen Interessen vertreten. Der Knabstrupper hat
seinen Namen weil seine Wiege das Gut Knabstrup in Dänemark war und entstanden ist er aus einer
stichelhaarigen Fuchsstute die ein spanischer Offizier nach seiner Gefangenschaft in Dänemark zurück
gelassen hat.
Diese Fuchsstute war ein Roan oder ein Frost wie er auch in der Appaloosa-Zucht oftmals
vorkommt. Diese Stute nun wurde mit einen Frederiksborger Hengst angepaart.
König Frederik II. von Dänemark gründete auf Schloß Frederiksborg ein Gestüt, welches später zu den
berühmtesten der ganzen Welt zählte.
Sinn und Zweck des Königshauses war es die schönsten und edelsten
Pferde zu bekommen, damit man es mit den anderen Pferdezüchter aufnehmen konnte.
Der Frederiksborger
entstand aus Spaniern und Neapolitanern und es wurde stark die Farbzucht betrieben. Dadurch wurde diese
Rasse weit verbreitet, da jeder gerne ein Pferd mit ausgefallener Farbe vor der Kutsche oder unter dem
Sattel haben wollte.
Es gab Gestütsabteilungen mit Blauschimmeln, Mohrenköpfen, Weissisabellen, Grau-
schimmeln, Dunkelisabellen (Palominos), Rappen, Braunen und Füchsen.
Heute gibt es nur noch ausnahmslos Füchse.
Die Bedeutung wurde auf elegantes Exterieur, lebhaftes aber braves Temperament und kräftige,
raumgreifende und hohe Aktion gelegt. Der Frederiksborger nahm nachhaltig Einfluß auf die Lipizzaner und
Orlow-Traber.
Der Pluto-. und Deflorata-Stamm. der Lipizzaner sind dänischen Ursprungs. Auf alten Stichen
und Gemälden findet man oftmals Tigerschecken unter den Lipizzanern. Auch bei den Frederiksborgern
wurde viel Araber-. und Vollblut. eingekreuzt um zu veredeln.
Es war nie vorgesehen, daß diese Rasse barock sein sollte.
Der Knabstrupper ist als eigene Rasse anerkannt, aber eigentlich ist er eine Neben-(Farbzucht-)Abteilung
des Frederiksborger. Es gibt ihn erst seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts. Da der Frederiksborger
veredelt wurde, nahm dies auch Einfluß auf die Knabstrupper-Zucht. Zusätzlich wurde in der Knabstrupper-
Zucht mit Arabern. und Vollblütern. veredelt.
Dies brachte bessere Bewegungen und mehr Ausdauer.
Der
Knabstrupper war nie eine Zucht des barocken Pferdes, sondern aus Gründen von Farbliebhabern eine reine Farbzucht.
Es wurde deshalb in Dänemark auch immer wieder Fremdblut mit eingekreuzt um die Inzucht zu
vermeiden, da der Pferdebestand viel zu gering ist und es im Grunde als Kulturgut den Knabstrupper zu
erhalten gilt.
Für dieses Kulturgut steht aber nicht der barocke Typ, sondern der Knabstrupper wird unausweichlich mit der Tigerscheckung verbunden.
Wie sonst könnte es kommen, das ein Knabstrupper im
„barocken Typ“, aber ohne Tigerscheckung, sondern nur einfarbig, eben nicht als Knabstrupper erkannt wird,
sondern dies nur auf dem Papier ist.
Ein Tigerschecke gleich welchen Typs, wird jedoch sofort als Knabstrupper bezeichnet, gleichgültig ob er dies nun ist oder nicht.
Um den Knabstrupper als Kulturgut zu erhalten, benötigt man demnach nicht den „barocken Typ“, sondern
den richtigen Farbpinsel, der möglichst einen Volltiger erschaffen soll, denn leider werden die anderen
Variationen der Tigerscheck-Vererbung nicht so gern gesehen, was eigentlich nicht richtig ist, denn mit der
richtigen Anpaarung erhält man wieder die so verherrlichte Volltigerung.
Die Knabstrupper-Zucht verfügt
leider nur über eine geringe und ziemlich gleichblütige Population und man kann also nur zu dem Schluss
kommen, das zur Vermeidung der Inzucht und zur Verbesserung der Reitpferde-Qualität unbedingt Fremdblut
eingekreuzt werden muss.
Abgesehen davon war es in der Knabstrupper-Zucht schon immer üblich frisches
Blut einzukreuzen und was dann herauskam, war eben wieder ein Knabstrupper, da der Wert auf die Qualität,
die Farbe und den liebenswerten Charakter gelegt wurde und die Blutmischung dazu da war dieses Ziel zu
erreichen.
Nachweislich wurde der Knabstrupper in seinem Mutterland Dänemark immer den Erfordernissen
der Nachfrage hin gezüchtet, d.h. man hat hier vom Wagenpferd, über das Zirkuspferd, das Reit- und Sport-
pferd in der Tigerscheckung im Auge gehabt.
Dänemark lässt zu diesem Zweck die Einkreuzung von Warmblutrassen und Veredlerrassen für den großen Sport-Typ (z.b. Oldenburger, Trakehner, Vollblüter und Araber)
und die Ponyrassen Welsh, New Forest, Connemara, Dartmoor, Reitpony und Shetland Pony für den kleinen
Typ zu.
Bei zu körenden Hengsten werden keinerlei Bedingungen an ihren Anteil von Knabstrupperblut
gestellt. Die Eintragung von Hengsten bzw. Stuten aus denen ein körfähiger Hengst gezogen werden kann,
wurde den EU-Regeln angepaßt. Das heisst, das für körfähige Hengstfohlen, welche ab 1996 geboren
wurden, die Mutter, die Großmutter und die Urgroßmutter im Stutbuch eingetragen sein müssen (3 Gene-
rationen volles Pedigree). Für ab 1997 geborene Hengstanwärter muss die Mutter, die Großmutter, die Ur-Großmutter
und die Ur-Ur-Großmutter eingetragen sein (4 Generationen volles Pedigree).
Noch einmal möchte ich darauf hinweisen, dass das Wort barock in der Knabstrupperzucht nur bedeutet das
der Knabstrupper eine Pferderasse im Sinne von „althergebracht“ ist. Der wirkliche Zweck dieser Rasse war
die Farbzucht, warum sonst lässt man die armen „unbunten“ Knabstrupper unter den Tisch fallen?
Es könnte doch wirklich einmal ein guter einfarbiger Knabstrupper gekört werden, da er ebenso gut Farbe weitervererben kann wie ein bunter und um zu beweisen,
das hier Qualität und nicht nur Farbe wichtig ist.
Im übrigen ist
es kein Grundkriterium dieser Rasse, ein Volltiger zu sein.
Wobei wir bei dem Thema Farben angelangt sind.
Es gibt 12 (in Worten zwölf) Variationen der Tigerscheckung und alle diese können beim Knabstrupper wie beim Appaloosa und anderen Tigerscheck-Zuchten vorkommen:
- Frost (Stichelhaar)
- Weiße Kruppe, ohne Flecken
- Weiße Decke, ohne Flecken
- Roan (Dauerschimmel)
- Schneeflocke
- Mottled (Gesprenkelt)
- Weiße Kruppe, getigert
- Weiße Decke, getigert
- Leopard oder Volltiger
- Speckled (Gefleckt)
- Roan mit Flecken
- Weißgeborener (few spot)
Hierzu kommt dann noch der Einfarbige, welcher wiederum in zwei Variationen aufzuspalten ist; nämlich
den Einfarbigen ohne Anzeichen von Tigerscheckmerkmalen und den Einfarbigen mit Anzeichen von Tigerscheckmerkmalen.
Letztere Variante kann auch mit einfarbigen Hengsten wieder Farbe weitergeben.
Das heutige Knabstrupper-Sportpferd ist aufgrund seines guten Charakters, seiner Rittigkeit und seiner
Leistungsfähigkeit geeignet in allen Sparten des Sports, aber auch im Freizeitbereich eingesetzt zu werden.
Gleichgültig was wir züchten, ob Freizeitpferd, Pony oder Sportpferd, die Qualität muss an erster Stelle stehen
und Ponies oder Reitpferde sind es allemal.
Was man dann daraus macht, wie man das Pferd einsetzt, im
Freizeitbereich, im Showbereich oder im Sport, hat nichts mit dem Typ zu tun, sondern einzig und allein mit
dem was der Eigentümer des jeweiligen Pferdes daraus macht, wofür er das Pferd nutzt.
Farbe sollte immer nur der Klecks Sahne auf dem Irish Coffee sein.
Gwendolyn Gregorio
Pferdewirtschaftsmeisterin Z+H
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